Du bist nicht mehr mit dem kleinen Säugling zu vergleichen, der da vor genau sechs Monaten das Licht der Welt erblickte. Ganz im Gegenteil. Besonders auf Bildern erkennt man sehr gut, dass sich deine Wahrnehmung immens verändert hat und du nun sehr aktiv am Leben um dich herum teilnimmst. Stets ist dein Blick wach und neugierig (ausser natürlich, wenn du müde bist) und du hast großes Interesse an den Dingen die passieren. Alles was auch nur annähernd in Reichweite ist, will begutachtet werden, deine Hände sind die meiste Zeit ausgestreckt, weil alles eine Untersuchung wert ist. Routiniert wechselst du Dinge von einer Hand in die andere und wieder zurück.
90% deiner wachen Zeit strahlst und lachst du, mittlerweile auch öfter mal ganz laut und glucksend. Definitiv eines meiner liebsten Geräusche auf Erden. Selbst fremde Menschen, die dich beim Einkaufen ansprechen werden angestrahlt, wohingegen der eine oder andere deiner Opas nur mal in den Laufstall zu schauen braucht um ein Geheule sondergleichen auszulösen. Du bist eben in der Fremdelphase und magst weibliche Wesen ganz offensichtlich lieber anstrahlen als männliche, vom Papa mal ganz abgesehen, versteht sich.
Seit einigen Wochen bist du professioneller Breiesser und wir kleckern uns mittags durchs Menue. Allerdings bleiben wir derzeit erstmal etwas einseitig beim Möhrenbrei, weil du auf irgendetwas mit Ausschlag reagiert hast. Leider neigst du wohl zu Neurodermitis und hast einige sehr trockene Hautstellen, die wir nun mit der vom Doc verschriebenen Salbe behandeln werden. Dir selbst macht das nichts aus, du versuchst nie dich zu zerkratzen.
Ja, du bist in vielerlei Hinsicht schon ein großes Mädchen: Auch wenn du eigentlich noch Säugling bist, bist du auf dem besten Weg zum Kleinkind, findet mein Mutterherz. Dir passt das meiste in Größe 74 nun gut, dein Kleiderschrank muss dringend auf Vordermann gebracht werden. Das gehen wir wohl in den nächsten Tagen mal an.
Anziehen klappt wieder etwas problemloser, auch wenn Mützen und Jackenärmel immer noch nicht so dein Fall sind.
Auch andere Dinge deuten darauf hin, dass du größer wirst: In Papas Auto fährst du schon im großen Kindersitz mit und im Kinderwagen fehlt die Schale, denn du hast nun einen tollen, kuscheligen Fußsack, der dir deutlich mehr Bewegungsfreiheit lässt. Du bist immer noch gerne unterwegs und gibst dann selten einen Mucks von dir, weil ja alles so interessant ist, was es zu sehen gibt.
Lässt man dir aber Zeit und Ruhe, dann beherrschst du eine Vielzahl lustiger Geräusche und Tonfolgen, die uns oft zum Lachen bringen. Der Favorit im Moment ist Gurgeln. Ausserdem hüstelst du sehr vornehm, bist eben eine kleine Lady. Nur die Hand vorm Mund, die fehlt dabei.
Wenn du auf dem Rücken liegst, drehst du dich zwar hin und wieder auf die Seite, aber ganz rum magst du noch nicht. Die Bauchlage ist auch nur an guten Tagen deine, ansonsten möchtest du am liebsten auf Mamas Schoß sitzen oder unterm Spielbogen liegen. Wobei der Laufstall, in dem der Spielbogen liegt nur morgens zu deinen Lieblingsplätzen gehört. Nachmittags liegst du lieber auf dem Sofa oder auf deiner Decke auf dem Boden.
Dein Rhythmus hat sich kaum geändert: Morgens stehst du normalerweise zwischen acht und neun auf, begrüßt von mir mit einem "Guten Morgen Prinzessin Tausendschön, hast du gut geschlafen?". Dann strahlst du über beide Ohren und wartest nur auf den allmorgendlichen Waschlappengang durch dein Gesicht.
Hunger hast du meistens erst so gegen neun, halb zehn und dann gibt es irgendwann zwischen zwölf und eins Mittagsbrei. Tee nimmst du nun auch schonmal zwischendurch an, auch wenn du immer noch lieber Milch magst.
Tagsüber machst du zwischen zwei und vier Nickerchen, die in der Länge oft variieren. Abends gehst du zwischen halb sechs und sechs ins Bett, manchmal auch etwas später. Du machst selten Theater, wenn du gestillt wurdest und im Schlafsack steckst, kuscheln wir noch ein bisschen und ich lege dich dann wach ins Bett.
Wenn du einen Wachstumsschub hast, meldest du dich vor zwölf nochmal, ansonsten wieder gegen zwei und gegen sechs.
Du hast schon mit sechs Monaten deine eigene Meinung, wenn es darum geht, was du NICHT willst. Da kannst du schon sehr vehement und lautstark meckern. Manchmal lässt du dich vom Gegenteil überzeugen, meistens nicht. Immer noch kennen wir kein Baby, das lauter ist als du, aber ich finde das gar nicht schlimm. Nur unser Katertier, das flüchtet regelmäßig, wenn du aufdrehst.
Kleine Fee, meine Herzensfee, mein Goldstück. Ich liebe dich so sehr und uneingeschränkt, vermisse dich, wenn ich wie in den letzten Tagen aus Krankheitsgründen auf dich verzichten muss und genieße jede Minute mit dir. Du machst mich erfinderisch, wenn es darum geht Möhrenflecken zu vermeiden oder dafür zu sorgen, sie wieder aus den Klamotten zu bekommen, du machst mich zu dem Menschen, der ich für dich sein will und ich wünsche mir sehr, dass wir noch sehr, sehr lange füreinander da sein werden.
Deine Mama
